Corona im Rückspiegel. Arbeitsalltag in der Krise

„Es war angenehm, weil die Stadt leergefegt war und man überall frei schnell fahren konnte."

Leonard Jung, Fahrradkurier
Lieferando, Mainz

 

Lieferrucksack

Mit der Pandemie ist die direkte Übergabe von Essen und Bargeld an der Wohnungstür Geschichte. Bezahlt wird online und für das Trinkgeld ist der Einwurf in die Seitentasche des Rucksacks die Lösung.

Zu Pandemiebeginn bekommen Kuriere kaum Auftragsfahrten vermittelt. Je länger die Restaurants ihre Gästebereiche geschlossen halten müssen, umso mehr häufen sich die Bestellungen bei den Lieferdiensten. 2020 steigt der Umsatz der Lieferando-Mutter „Just Eat Takeaway“ im Vergleich zum Vorjahr um mehr als die Hälfte an. Im vierten Quartal geht der Umsatz sogar um 60 Prozent nach oben. Weitere Lieferdienste drängen auf den Markt, um am Boom teilhaben zu können.

Die Fahrradkuriere selbst haben mit den Hygienebeschränkungen beim Abholen der Essenspakete im Restaurant wie auch bei der Lieferung zu kämpfen. Eine kontaktlose Übergabe wird zur Herausforderung. Der fehlende soziale Kontakt zu den Bestellenden reduziert das Trinkgeld und mit den geschlossenen Gaststätten wird selbst der Toilettenbesuch schwierig. Negativschlagzeilen zu den prekären Arbeitsbedingungen in der Branche können dem Trend zur Bestellung frei Haus nichts anhaben.


F. Möllenberg / Stadt- und Industriemuseum