In Rüsselsheim aber will man wieder aufbauen und nach vorne blicken: Ohne Opel geht es nicht. Damit die Bänder wieder anlaufen können, müssen die Trümmer beseitigt, die Kriegsschäden repariert und die Fabrik wiederaufgebaut werden. Es geht schnell. Auch wenn 43 Prozent des Werkes zerstört sind und ein Teil der Produktionseinrichtungen als Reparationsleistung in die Sowjetunion abtransportiert werden, wird die Produktion 1946 wiederaufgenommen. Ein Jahr nach Kriegsende. Zunächst produziert man nur Kühlschränke für die Amerikaner, aber bald rollen auch wieder PKWs von den Bändern. Das Wirtschaftswunder nimmt seinen Lauf. Der Adam Opel AG geht es gut. Auf dem Gelände der ehemaligen Zwangsarbeiterlager entstehen neue Produktionshallen. An ihr Schicksal erinnert nun nichts mehr: die „Fremden” geraten in Vergessenheit. Dies ändert sich erst 50 Jahre später.
In den 1990er Jahren müssen sich mehrere große deutsche Firmen ihrer Verantwortung stellen. Zusammen mit der Bundesregierung gründen sie die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft”; die eingezahlten Gelder der Industrie werden verwendet, um Entschädigungen auszuzahlen. Auch die Opel AG zahlt ein. Gleichzeitig melden sich im Stadtarchiv Rüsselsheim ehemalige „Ostarbeiter*innen”; sie fragen nach Dokumenten und Unterlagen, die ihre Leidenszeit in Rüsselsheim belegen können.
2016 verlegt Künstler Gunter Demnig zusammen mit der Rüsselsheimer „Stolperstein” Initiative eine „Stolperschwelle” vor dem Hauptportal zur Erinnerung an die über 7.000 Zwangsarbeiter*innen der Adam Opel AG. Die Firma Opel unterstützt das Projekt.